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Lebensart  AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen Trading  fonds  Zertifikate  rohstoffe Im Gespräch Börse am Sonntag: In wie weit waren Sie an der Stoffentwicklung von „Fack ju Göhte“ beteiligt? Was hat Sie motiviert? Lena Schömann: Wenn Bora und ich einen Film zusammen machen, dann ist das immer eine sehr enge und intensive Zusammenarbeit. Wir ergänzen uns sehr gut als Team und arbeiten auch in der Stoffentwicklungsphase schon sehr eng zusammen. Das finde ich auch sehr wichtig, weil das den Grundstein für das Projekt legt und weil das Drehbuch immer der wichtigste Part, das wichtigste Bauelement, für einen Film ist. Bereits während der Entstehungsphase des Drehbuches hatte ich mich somit schon einbringen können und wir haben die Zeit sehr intensiv am Drehbuch gearbeitet. Aber Bora ist ganz klar der Autor und witzigerweise kommen wir beide aus Lehrerfamilien. Börse am Sonntag: Hatten Sie als Lehrertochter einen besonderen Blickwinkel für das Thema? Lena Schömann: Ja, klar. Neben dem Komödienaspekt wollten wir ja eine Story um eine Problemklasse machen. Dabei sollte ein Bezug zu den aktuellen bildungspolitischen Themen, wie Burn-out bei Lehrern, pädagogische Überforderung im Lehrerzimmer oder grenzwertiges Verhalten von Jugendlichen, hergestellt werden. Immer zugespitzt auf tagesaktuelle Brisanzthemen sollte die Komödie eine zeitgemäße Ebene erhalten. Uns war es dabei wichtig, dass der Beruf des Lehrers nicht durch den Kakao gezogen wird, sondern dass man neben all dem Spaß auch spürt, dass Deutschland ein Land der Bildungsoffensive ist und dass Lehrer auch nicht nur die faulen Säcke sind, wie sie so oft auch betitelt werden, sondern dass die meisten sehr engagiert sind und sich für ihre Schüler aufreiben. Ich glaube – all dies hat damit zu tun, diese Sensibilität für das Thema, dass ich aus einer Lehrerfamilie komme und deswegen das hehre Ziel hatte, mit „Fack ju Göhte“ einen Film zu schaffen, in dem Lehrer zwar komische Abenteuer erleben, aber wo auch die Liebe zum Beruf deutlich spürbar ist und wo man dann augenzwinkernd zeigen kann, womit die Lehrer zu kämpfen haben. Börse am Sonntag: Waren Sie am Set während der Dreharbeiten von „Fack ju Göhte“? Wie war das Set-Life? Lena Schömann: Ja, ich war jeden Tag am Set. Es war eine sehr anstrengende Arbeit, denn wir hatten ein großes, motiviertes, fleißiges Team. Aber wir haben auch wahnsinnig viel gelacht. Auf die neue DVD von „Fack ju Göhte“ werden wir etwa 20 bis 30 Minuten Outtakes mit draufpacken. Nicht nur am Set und bei den Schauspielern wurde viel gelacht, sondern auch Bora Dagtekin hatte hinter seiner Videokombo jede Menge Spaß. Das Schönste im Rückblick ist es aber, wenn man sieht, dass sich die gemeinsame Arbeit gelohnt hat und die Zuschauer zufrieden sind. Dann kann man gemeinsam in Erinnerungen schwelgen und über harte oder anstrengende Drehtage zusammen schmunzeln. Börse am Sonntag: Wie erklären Sie sich den großen Erfolg von „Fack ju Göhte“? Lena Schömann: Meiner Meinung nach ist das nicht erklärbar. Im Nachhinein ist es aber, so denke ich, eine Mischung aus vielem. Wir waren mit dem richtigen Thema zur richtigen Zeit am Markt. Die Schulkomödie war stets ein großes deutsches Komödiengenre, aber in den letzten zehn Jahren hat es keine Schulkomödie mehr gegeben. Mit „Fack ju Göhte“ ist es uns gelungen, das Genre wieder zum Leben zu erwecken und in das kommerzielle deutsche Kino hineinzutragen. Ich glaube, dass eine ganze Teenager Generation auf so einen Schul-Film gewartet hat. Letztendlich aber muss alles stimmen, es muss ein guter Film sein, und in unserem Fall hatten wir ein großartiges Drehbuch von Bora Dagtekin, wunderbare Schauspieler wie Elyas M’Barek und Karoline Herfurth, Katja Riemann und Uschi Glas, ein sehr fleißiges Team, das mit großer Leidenschaft gearbeitet hat. Wenn man das Glück hat, dass diese ganzen Faktoren zusammentreffen, kann ein Erfolgsprodukt entstehen. Börse am Sonntag: Welcher ist Ihr persönlicher Lieblingsmoment in „Fack ju Göhte“? Lena Schömann: Das ist sehr schwierig, weil ich sehr viele Lieblingsmomente oder Lieblingsszenen habe und derzeit noch gar keinen Abstand zum Film, was immer so ist, wenn man lange und intensiv an einem Projekt gearbeitet hat. Später sieht man alles etwas anders. Ich würde mir wünschen, dass ich irgendwann „Fack ju Göhte“ als ganz „normalen“ Kinofilm anschauen kann und mir dann – in Distanz – meine objektive Meinung dazu bilden könnte. Im Augenblick fasziniert mich eine bestimmte Musik in einer bestimmten Szene, weil ich genau weiß, wie schwierig der Weg dahin war. Oder ich erinnere mich an einen Drehtag an dem wir eine spezielle Szene gedreht haben und welche Hürden damit verbunden waren. Schön ist, dass ich immer wieder lachen muss, obwohl ich den Film über 80 Mal gesehen habe. Vielleicht können Sie mich das in drei Jahren noch mal fragen und dann kann ich die Frage beantworten. Quelle: Tabula Rasa, www.tabularasamagazin.de BÖRSE 62 am Sonntag · 1 1 | 201 4


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