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BaS_Print_02_2014

UNTERNEHMEN  Trading  Fonds  ZERTI FIKAT E  rohstoffe  Lebensart  AKTIEN & MÄRKTE operative Gewinne erwartet. Die Leidenszeit der Solarworld AG ist also noch lange nicht vorbei. Die Solarindustrie ist weiterhin ein risikoreiches Geschäft und mehr denn je vom Vertrauen der Kunden abhängig. Asbeck ist die prägende Persönlichkeit im Unternehmen geblieben. Er ist in seiner Funktion als CEO auch für strategische Konzernentwicklung, Produktion, Supply- Chain und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Der vermögende Hagener Unternehmer investierte im Verlauf des Sanierungsprogramms Alte und neue Aktien werden nun zusammengelegt und notieren einheitlich unter der selbst rund zehn Millionen Euro in die Solarworld AG. Dadurch sicherte er sich wieder knapp 21 Prozent der Papiere, denn auch Asbecks Anteile waren durch den Schuldenschnitt massiv geschrumpft. 55 Prozent der Schulden, WKN: A1YCMM etwa 500 Millionen Euro, wurden durch Ausgabe neuer Aktien an die Gläubiger umgewandelt. Die beiden Gremien, die dieser Teil der Gläubiger bildete, hätten mit einer Ablehnung des Sanierungsplans sogar die Insolvenz von Solarworld herbeiführen können. Der Schuldenschnitt und der Partner Qatar Solar allein bringendas Solarunternehmen aber noch nicht wieder auf Kurs. Deshalb erhöhte Solarworld seine Zellkapazität im März um ganze 700 Megawatt – mit dem Zukauf der defizitären Photovoltaiksparte von Bosch in Thüringen. Frank Asbeck kommentierte den Deal mit Blick auf die Konkurrenz aus Asien: „Solarworld ist der Gegenpol zur Solarfertigung in China. Wir setzen auf hochautomatisierte Produktion, minimale Fehlerquote und höchste Qualität. Die Fertigungen von Bosch Solar Energy passen perfekt zu uns. Der Qualitätsanspruch von Bosch entspricht unseren Werten. Gleiches gilt für die hohen Umwelt und Sozialstandards, denen wir uns verpflichtet haben.“ Wie in den guten alten Zeiten will Solarworld also über Knowhow, Innovation und qualitative Überlegenheit punkten und den deutschen Markt zurückerobern. Wolfgang Hummel vom Berliner Zentrum für Solarmarktforschung zeigte sich diesbezüglich skeptisch: „Dieser Markt, wie auch der europäische wächst jedoch immer weniger. Für 2014 ist in Deutschland nur noch mit einem Zubau von höchstens 3,2 Gigawatt zu rechnen." Die immer weiter sinkenden Subventionen für Solartechnik schrecken Kunden nachhaltig ab. Was einst für Wachstum in der Solarindustrie stand, ist heute eher ein Schimpfwort: Das Erneuerbare Energien-Gesetz. Geplante Reformen der aktuellen Bundesregierung gefallen Frank Asbeck gar nicht: „Eine Sonnensteuer, also die EEG-Umlage auf Eigenstrom, wie sie Berlin gerade diskutiert, würde europaweit die Entwicklung bremsen.“ Eine weitere Kooperation drückt die Vision von Solarworld deutlich aus. Für ‚echten Wert’ wollen die Bonner laut neuem Slogan stehen, und der US-amerikanische Autobauer Tesla kommt da gerade recht. Asbeck bekennt sich wie schon in früheren Jahren als Fan von Elektromobilität: „Elektroautos schonen das Klima und sind die Fahrzeuge der Zukunft. Aber nur, wenn der Strom mit dem sie fahren aus sauberen Energiequellen stammt. Deswegen packen wir jetzt die Sonne in den Tank“, hieß es kürzlich in einer Pressemitteilung. Tesla-Kunden sollen gegenüber herkömmlichem Strom mit Einsparungen von etwa der Hälfte des Preises profitieren. Gerüchte über eine europäische Riesenfabrik, die durch einen Exklusivbericht der Süddeutschen Zeitung geschürt wurden, haben sich bisher nicht bestätigt. Stattdessen gab es wohl einen Hackerangriff aus China. Das erklärte Ziel des Reichs der Mitte und dessen Regierung sei „die komplette Übernahme der weltweiten Solarindustrie mit Mitteln des Dumpings und der Industriespionage", so Asbeck gegenüber Spiegel Online. Die Strafzölle der EU seien da zwar ein Schritt in die richtige Richtung, zu oft könnten sie aber noch umgangen werden. Zugeben wollte die Attacken selbstverständlich niemand. Die Turbulenzen, die indes die Solarworld-Aktie in den vergangenen Jahren durchmachte, würden sich aber wohl nicht einmal legen, wenn Asbeck Anlegern und Investoren die Sonne selbst verspräche. Alte und neue Aktien werden nun zusammengelegt und notieren einheitlich unter der WKN: A1YCMM. Derzeit liegt der Kurs des Papiers bei etwa 15 Euro, rein charttechnisch natürlich ein einziges Desaster. Bis auch die Aktionäre wieder in die Sonne blicken können, ohne mit einem weinenden Auge an ihre Solarworld Papiere zu denken, wird wohl noch viel Zeit vergehen. MM BÖRSE 33 am Sonntag · 1 1 | 201 4 Unternehmen des Monats


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