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UNTERNEHMEN  Trading  Fonds  ZERTI FIKAT E  rohstoffe  Lebensart  AKTIEN & MÄRKTE Greenpeace verzockt Spendengelder Vergangene Woche wurde bekannt, dass Greenpeace 3,8 Millionen Euro mit Devisengeschäften verloren hat. Die zahlreichen Unterstützer der Umweltorganisation wollten mit ihrem Geld eigentlich die gute Sache unterstützen. Und nicht zuletzt etwas gegen Spekulanten tun. Jetzt sind sie verärgert. Strenge Regeln hat sich Greenpeace selbst in seiner Satzung verordnet. Vollkommene Unabhängigkeit von politischen Institutionen oder Unternehmen ist dabei eines der Hauptmerkmale. Finanziert wird die Umweltorganisation nahezu ausschließlich aus Spendengeldern. Knapp 270 Millionen nahm man so im Jahr 2013 ein. Greenpeace ist in über 40 Ländern aktiv und hat weltweit knapp drei Millionen Mitglieder. Doch diese Größe ist der Umweltschutzorganisation nun wohl in Teilen zum Verhängnis geworden. Größe wird zum Verhängnis Unterschiedliche Länder bedeuten auch unterschiedliche Währungen. Und so ist für Greenpeace der aktuelle Wechselkurs von entscheidender Bedeutung. Gelder für Projekte werden von der Zentrale in Amsterdam langfristig zugesagt. Und müssen daher zum gewünschten Zeitpunkt auch zur Verfügung stehen. Da der Euro die Leitwährung der Organisation ist, überweisen die Länderorganisationen ihre Spenden auch in dieser Währung. Für Kampagnen wird dann allerdings wieder in der jeweiligen Landeswährung gezahlt. Offenbar wollte sich Greenpeace nun mit Termingeschäften gegen den schwankenden Kurs des Euros absichern. Mittels des Hedging, wie diese Praxis in der Finanzbranche heißt, wettete ein Greenpeace-Mitarbeiter bei einem vorher festgesetzten Wechselkurs auf einen sinkenden Eurokurs. Doch der Wert des Euros stieg. Greenpeace verlor 3,8 Millionen Euro. Das Geld stammte offenbar aus Spendengeldern auch aus Deutschland und sollte verschiedene Kampagnen im Ausland finanzieren. Greenpeace zeigte sich ob der Panne zerknirscht. Der Verantwortliche Mitarbeiter sei inzwischen entlassen worden, teilte Unternehmenssprecher Mike Townsley mit. Zudem werde man alles daran setzten, dass so ein Verlust in Zukunft nicht mehr vorkommen werde. Insgesamt hat die Organisation im Jahr 2013 ein Defizit von 6,8 Millionen erwirtschaftet. Zudem bestätigte der Pressesprecher der deutschen Organisation, Georg Kessler, dass es bereits in der Vergangenheit bei Wechselkursschwankungen zu Verlusten gekommen sei. Neu ist allerdings die Dimension des diesjährigen Verlustgeschäfts. Dabei haben vor allem die internen Kontrollmechanismen der Organisation versagt. Wie Greenpeace mitteilt, habe der Mitarbeiter weit außerhalb seiner Kompetenzen gehandelt. Gewöhnlich müssen solche Transaktionen von der Geschäftsführung genehmigt werden. Doch dies ist im aktuellen Fall nicht geschehen. Viele Greenpeace Anhänger haben ihr Urteil über den Vorfall offenbar schon getroffen. Laut Medienberichten sind in wenigen Tagen allein in Deutschland bereits 700 Mitglieder aus der Organisation ausgetreten. Zunächst werden sich durch den Verlust wohl keine negativen Konsequenzen für die laufenden Kampagnen ergeben. Weltweit verfügt Greenpeace derzeit über ein Vermögen von knapp 220 Millionen Euro. Der entstandene Verlust soll jedoch explizit nicht aus Spendengeldern getilgt werden. Das ist in Deutschland schon rein steuerrechtlich nicht möglich. Geld, dass nicht für Kampagnen ausgegeben werden kann, wird an die deutsche Länderorganisation zurücküberwiesen. Die Mutterorganisation plant nun, das Geld durch Änderungen an schon geplanten Investitionen in die interne Infrastruktur in den nächsten zwei bis drei Jahren wieder hereinzuholen. Eine Einsparmaßnahme also. Ob das jedoch reicht, um die Unterstützer milde zu stimmen, wird die Zukunft zeigen müssen. RS Umwelt und Geldanlage BÖRSE 34 am Sonntag · 1 1 | 201 4


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