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BaS_Print_02_2014

FONDS  ZERTI FIKAT E  rohstoffe  Lebensart  AKTIEN & MÄRKTE  UNTERNEHMEN Trading Attraktive Renditen haben ihren Preis Die Unternehmensanleihen im Entry Standard bieten Anlegern Kupons, wie sie in Zeiten niedriger Zinsen sonst kaum zu finden sind. So haben die gelisteten Papiere im Schnitt einen jährlichen Kupon von 7,3 Pro- zent. Gerade im Vergleich zu den niedrigen Zinserträgen bei Spareinlagen oder Staatsanleihen macht dies die Anleihen attraktiv. Natürlich sind solch hohe Renditen aber auch mit entsprechenden Risiken verbunden. Zunächst einmal müssen Anleger wissen, dass im Entry Standard der Börse Frankfurt Anleihen meist junger, wachsender und kleinerer Unternehmen notiert sind, weshalb die Börse Frankfurt ihr Anleihesegment wie das entsprechende Einstiegssegment im Aktienbereich mit „Entry Standard“ bezeichnet. Der vielfach verwendete Begriff „Mittelstandsanleihen“ ist daher irreführend. Eine wichtige Voraussetzung, um Risiken richtig einschätzen zu können, sind transparente Informationen über die emittierenden Unternehmen. Hierin unterscheiden sich die regulierten Börsensegmente stark von den im Freiverkehr notierten oder über den Grauen Kapitalmarkt begebenen Wertpapieren. Beispielsweise finden Anleger für die meisten Anleihen im Entry Standard ein Unternehmens- oder Anleiherating sowie Angaben zu den wichtigsten Kennzahlen zur Bewertung der Kredit- und Zahlungsfähigkeit der Unternehmen. Zudem setzt sich die Börse Frankfurt mit dem Entry Standard von anderen Segmenten für Unternehmensanleihen durch einen hohen Anteil an professionellen Investoren ab. Diese sind teilweise für 90 Prozent des Zeichnungsvolumens einer Anleihe verantwortlich. Von dem starken Engagement professioneller Investoren profitieren auch Privatanleger. Denn die professionellen Investoren analysieren die emittierenden Unternehmen genau und werden während Markt Soundings und Road Show-Terminen aktiv in die Diskussionen um einen marktgerechten Kupon miteinbezogen. Das mit der jeweiligen Anleihe verbundene Risiko wird damit angemessenen verzinst. Mit welchen Risiken die Investoren rechnen, zeigt eine Umfrage der Deutschen Börse vom Jahresbeginn: Sieben bis acht weitere Ausfälle im Markt für Anleihen kleiner und mittlerer Unternehmen erwarteten institutionelle Investoren damals. Offenbar sehen sie diese Risiken jedoch in den angebotenen Kupons widergespiegelt. Denn 69 Prozent von ihnen wollen auch in diesem Jahr weiter in Anleihen aus dem Entry Standard investieren. Die ersten Neuemissionen in 2014 konnten so – trotz vieler negativer Schlagzeilen – erfolgreich platziert werden. Die Zwischenbilanz des Entry Standard an der Frankfurter Wertpapierbörse fällt damit nach drei Jahren positiv aus. Im April 2014 waren insgesamt 55 Anleihen mit einem platzierten Emissionsvolumen von gut 2,1 Milliarden in dem Segment notiert. Mit einem tatsächlichen Ausfall und zwei weiteren Emittenten, die Insolvenz angemeldet haben, ist die Ausfallrate hier bisher vergleichsweise niedrig. Mehr als die Hälfte der Papiere notieren aktuell über ihrem Nennwert und der Entry Corporate Bond Index liegt derzeit nahezu exakt bei 100 Punkten. Dennoch lässt sich das junge Segment weiter verbessern. Die Deutsche Börse hat daher im April einen Best Practice Guide mit Empfehlungen für Emittenten vorgestellt, die sich aus den nun dreijährigen Erfahrungen ergeben haben. Unabhängig von der weiteren Entwicklung der Marktstandards gilt für Anleger jedoch: Wer von den attraktiven Kupons der Anleihen im Entry Standard profitieren will, muss sich genau mit der Finanzsituation des emittierenden Unternehmens auseinandersetzen und sich die Risiken bewusst machen. Eine Alternative können Fonds sein, die sich auf Unternehmensanleihen konzentrieren und Privatanlegern einen diversifizierten Zugang zu dieser Anlageklasse bieten. Kolumne Eric Leupold Verantwortlicher des Deutsche Börse Cash Market für Issuer & Primary Market Relations Gastbeitrag BÖRSE 51 am Sonntag · 1 1 | 201 4


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