Page 61

BaS_Print_02_2014

Lebensart  AKTIEN & MÄRKTE  unternehmen Trading  fonds  Zertifikate  rohstoffe Im Gespräch Der Erfolg ist logisch nicht erklärbar Lena Schömann, die Produzentin von „Türkisch für Anfänger" und „Fack ju Göhte" im Interview; die Fragen stellte Stefan Groß. Börse am Sonntag: Was macht eigentlich eine Produzentin? Welche konkreten Aufgaben kommen bei dieser Tätigkeit auf einen zu? Lena Schömann: Als Produzentin hat man den gesamtinhaltlichen Bezug vor Augen, also die Gesamtverantwortung und muss sich um das gesamte Projekt kümmern. Dies betrifft die Finanzierung, die Zusammenstellung des Teams, des Autors und des Regisseurs. Man ist bei der Drehbuchentwicklung dabei und während der Dreharbeiten. Dabei gilt es, den roten Faden nicht zu verlieren – insbesondere natürlich im Blick auf das Budget. Bis hin zur letzten Sekunde des Films ist höchste Aufmerksamkeit geboten. Börse am Sonntag: In kürzester Zeit sind Sie nach „Türkisch für Anfänger“ für einen zweiten Kinohit maßgeblich mitverantwortlich. Komödien sind derzeit gefragt. Gibt es ein Erfolgsrezept? Lena Schömann: Ich glaube, dass man im Filmgeschäft generell nicht mit Erfolg rechnen kann oder sich diesen logisch erklären kann. Wenn dem so wäre, würde man ja tatsächlich nur erfolgreiche Filme produzieren. Wichtig ist, dass man sich die größte Mühe gibt und die Zuschauer dies auch merken, dann hat man schon sehr viel erreicht. Erfolg lässt sich aber grundsätzlich nicht planen. Was mir – bei allen Filmprojekten – aber geholfen hat, ist die Reflexion darüber, für welche Zielgruppe der Film bestimmt ist, wie man ihn vermarkten kann, kurzum ein Innehalten zu Beginn. Börse am Sonntag: Wie steht es um den Humor in Deutschland? Haben die Deutschen einen ausgeprägten Humor? Lena Schömann: Ich glaube schon. Wenn man sich beispielsweise die Top 10 der erfolgreichsten deutschen Kinofilme in den letzten Jahren ansieht, so sind das immer Komödien gewesen. Die Deutschen sind ein Volk, die meiner Ansicht nach, gern zum Lachen ins Kino gehen. Dies zeigt sich, dass deutsche Komödien sehr gefragt sind. Aktuell spiegelt sich dies bei „Vaterfreuden“ von Matthias Schweighöfer wider. Börse am Sonntag: Finden Sie, daß Humor, oder Komödien, von verschiedenen Kulturen unterschiedlich aufgenommen werden? Mit anderen Worten, ist Humor kulturspezifisch? Lena Schömann: Ja, auch das glaube ich. Wobei es Ausnahmen gibt, wie zum Beispiel bei „Ziemlich beste Freunde“; dies war ja nicht nur eine Komödie, sondern eher eine Dramedy. Aber dieser französische Film hat nicht nur in Deutschland, sondern weltweit die Kinos gefüllt. Aber der kulturspezifische Hintergrund ist natürlich ein großes Thema. Eine erfolgreiche deutsche Komödie muss nicht zwangsläufig auch in Österreich und in der Schweiz funktionieren. Schon hier zeigt sich, dass der Humor unterschiedlich ist. Glücklicherweise haben wir mit „Fack ju Göhte“ einen Film, der auch in diesen Ländern gut angenommen wird. Börse am Sonntag: Halten Sie Komödien für ein schwierigeres oder komplizierteres Genre als das Drama? Lena Schömann: Generell gelten Komödien ja immer als das schwierigste Genre überhaupt. Meiner Überzeugung nach ist der Autor entscheidend. Bora Dagtekin ist sicherlich der derzeit beste Komödienautor in Deutschland. Er schreibt einfach wahnsinnig intelligente und pointierte Dialoge, die oft auch laut und politisch unkorrekt sind. Dann gibt es einige Set-Pieces, die voll mit Screwball-Elementen und emotionalen Themen gefüllt sind. So gibt es bei „Fack ju Göhte“ neben lauten Lachern auch dramatische Momente, die die Komödie dann wiederum warmherzig und charmant machen. Interview Lena Schömann Fiilmproduzentin BÖRSE 61 am Sonntag · 1 1 | 201 4


BaS_Print_02_2014
To see the actual publication please follow the link above